Das Flussdiagramm versucht, das Problem der Theodizee zu veranschaulichen: unter der Prämisse des Vorhandenseins eines allmächtigen, allwissenden und unendlich gütigen Gottes entsteht die legitime Frage: Warum existiert das Böse und das Übel auf der Welt?
Ist Gott allmächtig, kann er keinesfalls allwissend und gütig zugleich sein, denn das Böse treibt sein Unwesen in der Welt. Ist Gott allwissend, kann er unter keinen Umständen allmächtig und barmherzig gleichzeitig sein, denn das Übel haust allerorten. Ist Gott grundgütig, kann er des Weiteren niemals allmächtig und allwissend zeitgleich sein, denn Kriege und Naturkatastrophen halten reichlich Ernte immerfort unter den Kreaturen des Daseins. Zusammengefasst lautet das Resümee: ein allmächtiges, allwissendes und gnädiges Gotteswesen fehlt im Diesseits.
Die Theodizee rechtfertigt – behandelt in Form dieser Vokabel erstmals von Gottfried Wilhelm Leibniz, einem Mathematiker, Logiker, Philosophen und Zeitgenossen des Mathematikers und Physikers Isaac Newton –, die Gerechtigkeit und damit das Dasein eines allmächtigen, allwissenden und grenzenlos barmherzigen Gottes, etwa dem christlichen Gott, trotz der Existenz des Bösen.
Gott erschuf die beste aller möglichen Welten, so behauptete Leibniz, indem er das Böse und das Übel permittiert, kann das Individuum die Willens- und Handlungsfreiheit vollziehen. Gott schenkt seinen Geschöpfen durch das Vorhandensein des Bösen die Möglichkeit der Selbstbestimmung.
Eine literarisch ausgreifende Darlegung der Theodizee entdeckt der interessierte Lesefreund in "Doktor Faustus" von Thomas Mann. Dortselbst entscheidet Luzifer in verschiedenartigen Menschwerdungen das Geschehen mit, doziert etwa der Theologieprofessor, mit dem mephistophelisch klingenden Namen Schleppfuß, vor seinem studentischen Auditorium: „Das Böse trug bei zur Vollkommenheit des Universums, und ohne jenes wäre dieses nicht vollkommen gewesen, darum ließ Gott es zu, denn er war vollkommen und mußte darum das Vollkommene wollen, – nicht im Sinne des vollkommen Guten, sondern im Sinne der Allseitigkeit und der wechselseitigen Existenzverstärkung.“
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