In der westlichen Hemisphäre beherrscht die Subjekte eine dualistische oder kartesische Betrachtungsweise des Daseins: Logik, Mathematik und die empirischen Disziplinen von den Naturwissenschaften bis zu den Sozialwissenschaften, auf der einen Seite, bestimmen die objektive Wirklichkeit, andererseits konstituieren Religionen, ersatzweise ideologischer Dogmatismus den Sollzustand menschlichen Zusammenlebens, einer subjektiven Wirklichkeit oder Ethik. Die objektive Urteilskraft, die Vernunft, entscheidet über eine richtige oder falsche Bewertung einer Erkenntnis, die subjektive demgegenüber kategorisiert in gut oder böse. Diese strenge Zweiteilung des Daseins in eine objektive und subjektive Wahrheit offenbart insbesondere durch den technologischen Fortschritt einen zunehmenden Konflikt zwischen den beiden Ansprüchen auf Wahrheit. Demgemäß prognostizierte der Physiker W. Pauli in einer Diskussion mit seinen beiden Kollegen, P. Dirac und W. Heisenberg, bereits im Jahr 1927: „[…] Gleichnisse und Bilder der bisherigen Religion auch für das einfache Volk keine Überzeugungskraft mehr besitzen, dann wird, so fürchte ich, auch die bisherige Ethik in kürzester Frist zusammenbrechen, und es werden Dinge geschehen von einer Schrecklichkeit, von der wir uns jetzt noch gar keine Vorstellung machen können.“[1]
Das ostasiatische Weltverständnis kennt derlei strikte Trennung in Objektivität und Subjektivität mitnichten. So schreibt der Philosoph und Kulturwissenschaftler V. Zotz über den Erlösungsweg im Buddhismus: „Nicht Glaube oder Hoffnung entscheiden auf dem Weg zur Erlösung, sondern allein das richtige Vorgehen.[…] Ebenso führen die geeigneten Methoden zur Erlösung, wobei der Glaube daran untergeordnete Bedeutung hat.“[2] Die Korrektheit der Methode beweist die Praxis der Kontemplation, die Meditation, insofern repräsentiert Buddha Siddhartha Gautama einen Verfechter der empirischen Methode in Anwendung auf dem Gebiet der Philosophie oder Religion, vorbehaltlich der Betrachter will im Buddhismus eine Religion konstatieren.
Ethisch richtiges Handeln verkörpert für den Buddhisten eine maßgebliche Komponente der Herangehensweise, des Edlen Achtfachen Pfades, um in den Zustand der Erlösung, der Selbstbefreiung, zu gelangen, d.h. ethisch richtiges oder gutes Handeln erzeugt für den Akteur, den Handelnden, einen Nutzeffekt. Allerdings illustriert das Paradox der Selbstbefreiung die Herausforderung, dass die Handlung, ethisch richtiges Handeln, ohne eine Absicht erfolgen muss, ansonsten erweist sie sich als kontraproduktiv, bestärkt die Selbstbezogenheit und dadurch die Gier. Zur gedanklichen Therapie gedeihen die vier Brahma-Zustände, Brahmavihara: Freundlichkeit, Wohlwollen, Mitfreude und Gleichmut, die dem Meditierenden als Fundamente dienen, helfen die drei geistigen Grundübel der menschlichen Existenz: Gier, Hass und Ignoranz zu überwinden, das Wollen ohne Vorsatz zu erlernen.
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