Montag, 17. August 2020

Ostasiatische Philosophie - Buddhismus - Trilaksana: die Merkmale der menschlichen Existenz

 

Trilaksana: Anatman, Anitya und Duhkha formen die Merkmale der buddhistischen Existenz


Trilaksana: das Schema des Daseins, das Leben, betrachtet nach Auslegung des Theravada Buddhismus, zusammengefügt aus den elementaren Bausteinen: Anatman, Anitya und Duhkha.


Die elementaren Bausteine des Lebens, nach Auffassung des Theravada Buddhismus, versucht die vorangestellte schematische Darstellung zu illustrieren. In anderen buddhistischen Strömungen, etwa dem Mahayana Buddhismus, kann die Anzahl und die Zusammensetzung variieren. Dieses Faktum offenbart die charakteristische Schwankungsbreite bei der Interpretation der Lehren des ersten Buddha, Siddhartha Gautama, insofern die verschiedenen Schulen bereits in grundlegenden Überlegungen eine reichhaltige Vielfalt wiedergeben.

Der Sinngehalt der Begriffe des Buddhismus beeindruckt durch eine hochgradige Mehrdeutigkeit. Dieses polyseme Charakteristikum der mystisch rationalen Auseinandersetzung mit der Existenz forciert dazu die Transkriptionen des Sanskrits oder des Palis zu nutzen, um den Lesenden keinesfalls mit diskussionswürdigen Übersetzungen in die Verirrung zu leiten, so gesehen handelt es sich mitnichten um eine intellektuelle Überflüssigkeit.

Der Hinduismus erkennt in jedem Dasein eine Form des Atman, wohingegen der Buddhismus dieses Atman bestreitet, stattdessen das Anatman postuliert. Anatman wird häufig mit „Nicht-Ich“ übersetzt, was zu Schwierigkeiten führen muss, denn für den Buddhisten resultiert ebenso jede Anstrengung und Bestrebung oder das Resultat jeder Anstrengung und Bestrebung, Samskara, in Anatman. Eine Deskription könnte hiermit darlegen: Anatman meint in einer abstrakten Form „ohne Substanz“ oder „ohne wahrhaftige Wirklichkeit“.

Die zweite Vokabel, Duhkha, bezeichnet die erste der Vier Edlen Wahrheiten des Buddhismus: das Leiden oder die Unzufriedenheit der Kreatur. Einer groben Vereinfachung folgend, sortiere ich Duhkha in drei Kategorien ein:
  1. mentales und somatisches Leiden,
  2. Kummer durch den Prozess der Veränderung, etwa dem Erkennen der Unbeständigkeit von Zufriedenheit oder der Empfindung von Glück,
  3. Pein aus der Erkenntnis jede Form der Existenz ist flüchtig und besitzt keine Substanz (Anatman).
Der dritte Ausdruck, Anitya, umschreibt die Eingebung, dass alle zusammengesetzten Objekte, so die biologischen Kreaturen, in keinster Weise von Dauer sein können, sie entstehen, verändern sich stetig, um zuletzt zu zerfallen.

Samstag, 8. August 2020

Theodizee - die Rechtfertigung eines allmächtigen Gottes, der das Böse in der Welt zulässt


Das Flussdiagramm versucht, das Problem der Theodizee zu veranschaulichen: unter der Prämisse des Vorhandenseins eines allmächtigen, allwissenden und unendlich gütigen Gottes entsteht die legitime Frage: Warum existiert das Böse und das Übel auf der Welt?

Ist Gott allmächtig, kann er keinesfalls allwissend und gütig zugleich sein, denn das Böse treibt sein Unwesen in der Welt. Ist Gott allwissend, kann er unter keinen Umständen allmächtig und barmherzig gleichzeitig sein, denn das Übel haust allerorten. Ist Gott grundgütig, kann er des Weiteren niemals allmächtig und allwissend zeitgleich sein, denn Kriege und Naturkatastrophen halten reichlich Ernte immerfort unter den Kreaturen des Daseins. Zusammengefasst lautet das Resümee: ein allmächtiges, allwissendes und gnädiges Gotteswesen fehlt im Diesseits.

Die Theodizee rechtfertigt – behandelt in Form dieser Vokabel erstmals von Gottfried Wilhelm Leibniz, einem Mathematiker, Logiker, Philosophen und Zeitgenossen des Mathematikers und Physikers Isaac Newton –, die Gerechtigkeit und damit das Dasein eines allmächtigen, allwissenden und grenzenlos barmherzigen Gottes, etwa dem christlichen Gott, trotz der Existenz des Bösen.

Gott erschuf die beste aller möglichen Welten, so behauptete Leibniz, indem er das Böse und das Übel permittiert, kann das Individuum die Willens- und Handlungsfreiheit vollziehen. Gott schenkt seinen Geschöpfen durch das Vorhandensein des Bösen die Möglichkeit der Selbstbestimmung.

Eine literarisch ausgreifende Darlegung der Theodizee entdeckt der interessierte Lesefreund in "Doktor Faustus" von Thomas Mann. Dortselbst entscheidet Luzifer in verschiedenartigen Menschwerdungen das Geschehen mit, doziert etwa der Theologieprofessor, mit dem me­phis­to­phe­lisch klingenden Namen Schleppfuß, vor seinem studentischen Auditorium: „Das Böse trug bei zur Vollkommenheit des Universums, und ohne jenes wäre dieses nicht vollkommen gewesen, darum ließ Gott es zu, denn er war vollkommen und mußte darum das Vollkommene wollen, – nicht im Sinne des vollkommen Guten, sondern im Sinne der Allseitigkeit und der wechselseitigen Existenzverstärkung.“